Sie war gerade einmal sechs Jahre alt, als sie bereits wusste, welche Früchte des Waldes essbar sind, welche Pflanzen bei Krankheiten helfen und wie man sich in den dichten Wäldern Kameruns überhaupt zurechtfindet. Ihre Mutter und ihre Großmutter haben der kleinen Cécile die Achtung und Demut vor dem Wunderwerk Wald vermittelt. Von den beiden hat sie aber auch gelernt, nur das mitzunehmen, was Bäume einem schenken, niemals mehr. Noch heute spricht die 62jährige mit viel Liebe von diesen Kindheitserlebnissen, die sie geprägt und zu einer Waldschützerin und Frauenaktivistin gemacht haben. Cécile stammt aus sehr einfachen Verhältnissen und hat es über Stipendien geschafft, zu studieren: Soziale Fortwissenschaften in den Niederlanden. Naturschutz und Gerechtigkeit sind zu ihren Lebensthemen geworden.
Es ist 37 Grad heiß bei einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent. In den Wäldern leben die Menschen in einfachen Behausungen, natürlich gibt es weder fließend Wasser noch Strom und damit auch keine Klimaanlagen. Und dennoch sind Cécile und ihre Mitarbeiter motiviert, genauso wie die Frauen, mit denen sie arbeiten. Dieses Mal reist Cécile in die Regenwälder im Süd-Osten des Landes, nach Nygola an die Grenze zur Republik Kongo. Danach geht es weiter in die Mangrovenwälder auf der Halbinsel Manoka, rund zwei Fahrtstunden mit dem Boot von der Metropole Douala entfernt.
Jedes Jahr werden weltweit Millionen Hektar Wald vernichtet, für Palmölplantagen, Siedlungen und Feuerholz. Nicht einmal die Hälfte davon wird wieder aufgeforstet.
Was hierzulande mit dem Begriff Nachhaltigkeit gemeint ist, ist für die Ureinwohner in Kamerun ungeschriebenes Gesetz: Wie Generationen vor ihnen ernten sie nicht mehr Holz als wieder nachwächst.
Für Cécile ist es schwer mitanzusehen, wie mit Unterstützung der korrupten Regierung in großem Ausmaß Schneisen in den Regenwald geschlagen werden und wertvolles Tropenholz gerodet und abtransportiert wird.
„Bring die afrikanischen Frauen dazu, Bäume zu pflanzen und vermittle ihnen, die Natur so zu schützen wie sie ihre eigenen Kinder schützen würden“ – diesen Auftrag hat Wangari Maathai Cécile mitgegeben. Die Friedensnobelpreisträgerin hatte Cécile in Kamerun besucht und bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Bereits im Jahr 2009 gründete Cécile „Refacof“, ein Netzwerk Afrikanischer Frauen für die gemeinschaftliche Verwaltung von Wäldern. Inzwischen setzen sich Afrikaner aus 17 Ländern für die nachhaltige Nutzung von Wäldern ein. Sie pflanzen Obstbäume, forsten wieder auf, organisieren sich in Kooperativen und geben ihr Wissen weiter. Für dieses Engagement wurde Cecilé von den Vereinten Nationen ausgezeichnet als „Champion of the Earth for Inspiration and Action“.
Die Klimakrise ist für Cécile die „Mutter aller Krisen“, weil es bei der Zerstörung der Natur immer auch um den Zugang zu Bodenschätzen und Wasser geht. Und weil der Klimawandel soziale Ungleichheit sichtbar macht.
Deshalb arbeitet sie auch unermüdlich weiter an ihrer Vision von der Gleichheit der Geschlechter.
Sie muss dabei gegen viele Traditionen kämpfen, Regeln in Frage stellen, die von Männern gemacht sind. Bis heute verhindern beispielsweise Vorschriften in vielen Gegenden Afrikas, dass Frauen Land besitzen können. In Kamerun haben sie bislang nur Nutzungsrechte. “Entweder gehört das Land deinem Vater oder deinem Ehemann. Dann musst du froh sein, einen Sohn zu haben, der das Land erbt. Andernfalls könnte nach dem Tod deines Ehemannes dessen Bruder alles für sich beanspruchen“, erzählt Cécile.
Lisa Eder und ihr Team durften Cécile und ihr Team zwei Wochen lang begleiten. Cécile nahm sie mit in das Dorf ihrer Kindheit und in die geheimnisvollen Wälder rund um ihr Elternhaus. Sie ließ sie teilhaben an ihren Sorgen, aber auch an ihrer Freude und ihrem schier endlosen Esprit im Einsatz für die Natur. In Kamerun erlebten Lisa Eder und ihr Team die herzliche Gastfreundschaft so vieler Menschen – Erlebnisse, die nachwirken und bleiben. Die Hoffnung ist groß, Cécile spätestens im Rahmen der Kinotour im nächsten Jahr wiederzusehen. Im Februar werden die Dreharbeiten mit Maria in Brandenburg fortgesetzt und im Frühjahr dann mit der Naturphilosophin Melanie Challenger aus Großbritannien.
Gemeinsamer Workshop von Maria Giménez und Jean Martin Frontier
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