Ärzte gegen Tierversuche e.V. setzt sich für eine medizinische Forschung ohne Tierversuche ein. Die klare Leitlinie lautet: „Tierversuche sind nicht nur unethisch, sondern zudem überaus ineffektiv in der medizinischen Forschung.“ 

Durch wissenschaftliche Arbeit, Kampagnen- und Lobbyarbeit, juristische Aktivitäten wie Strafanzeigen und die Aufklärung sowie Sensibilisierung der Öffentlichkeit engagiert sich der Verein unermüdlich gegen Tierversuche. Die Stiftung Zukunft jetzt! möchte ihn in diesem wichtigen Engagement unterstützen.

Große Bekanntheit erlangte Ärzte gegen Tierversuche e.V. durch einen Beitrag bei „Frontal“ (ZDF), der zeigt, wie es den Affen in den Versuchslaboren ergeht. Im Beitrag kommt die Tierpathologin Dr. Christine Süß-Dombrowski zu Wort. Sie hat im Herbst 2009 Affen aus der Hirnforschungsabteilung des Max-Planck-Instituts in Tübingen zur Obduktion erhalten – der Fall des Affen Jara verfolgt sie bis heute. Jara habe furchtbar gelitten, stellte die Pathologin nach der Obduktion fest.

Einen Etappensieg im Kampf gegen die sinnlosen Tierversuche konnte im Herbst 2022 in Bremen errungen werden, wo nach 25 Jahren der Antrag der Universität Bremen auf die Fortsetzung der Affenhirnforschung von der Genehmigungsbehörde abgelehnt wurde. Ärzte gegen Tierversuche e.V. hatte im Vorfeld mit Großdemonstrationen und Plakataktionen auf die Missstände aufmerksam gemacht und den Behörden seine Expertise zur Verfügung gestellt.

Die Bremer Behörde begründet ihre Ablehnung unter anderem damit, dass Affen sehr intelligente Tiere sind, die in der Lage sind, ihre Lebenswirklichkeit zu erfassen und unter den Folgen vielfacher Einschränkungen leiden. Das Ausmaß dieses Leidens ist von außen betrachtet oft nur schwer zu erkennen. Makaken – wie im Übrigen fast alle Tiere – verbergen Schmerzen, Leiden und Schäden so lange wie möglich, um ihre Position innerhalb der Gruppe nicht zu gefährden. Dieses Verhalten zeigen die Tiere auch im Labor. Neurophysiologische Versuche bedeuten ein Leben lang schwere Leiden und können bei Affen dazu führen, dass sich aufgrund der Belastung Verhaltensstörungen entwickeln.

Aufgrund des seit 2021 auf Druck der EU verbesserten deutschen Tierschutzgesetzes und der Tatsache, dass das Leid der Affen nachweislich schwer gegenüber einem nur vage in Aussicht gestellten Nutzen ist, dürften die Chancen, dass das Gericht der Entscheidung der Behörde folgt und eine neuerliche Genehmigung nicht erteilt, gutstehen. Denn die darf nur erteilt werden, wenn der Nutzen eines Versuchs den sogenannten Schaden – also das Leid der Tiere – überwiegt. Dies erachten Fachleute als nicht gegeben.

Für Ende Februar 2024 wird ein Gerichtsurteil erwartet, dessen Ausmaß und Endgültigkeit nicht abzusehen ist. Siegen die Affen vor Gericht, wäre das nicht nur das Aus der Affenhirnforschung in Bremen, sondern das Urteil hätte Strahlkraft auf die anderen 7 Standorte in Deutschland, an denen Affenhirnforschung ebenfalls durchgeführt wird.

Weitere Informationen zur Affenhirnforschung in Deutschland und warum Tierversuche der falsche Weg sind, finden Sie in diesem Artikel.
>> Affenhirnforschung – Großes Leid für Affen, kein Nutzen für den Menschen

Heutzutage gibt es zahlreiche zuverlässige Methoden, um das Gehirn und die Nervenzellen zu erforschen, die auf menschlichen Zellen, Geweben oder Daten basieren. Solche sind z.B. die menschlichen Mini Brains (Mini-Gehirne). Sie sind millimetergroße, dreidimensionale (3D) Strukturen aus menschlichen Zellen, die viele anatomische und funktionelle Eigenschaften des menschlichen Gehirns nachahmen. Mini Brains werden aus Stammzellen erzeugt. Man benötigt dafür aber kein Hirngewebe, sondern kann Blut-, Haut- oder Haarwurzelzellen von gesunden und erkrankten Menschen entnehmen und diese in Stammzellen umprogrammieren. Die Mini Brains wurden bereits für zahlreiche Forschungsbereiche verwendet, z.B. für die Erforschung von Krankheiten und mögliche Therapien für Alzheimer, Depression, Autismus, Schizophrenie usw.

Um die Wechselwirkungen zwischen Gehirn, Nerven und weiteren Organen zu untersuchen, können Mini Brains mit anderen menschlichen Mini-Organen in einem Multi-Organ-Chip (MOC) zusammengebracht werden. Ein MOC ist ein System, das bis zu 10 menschliche Mini-Organe über einen künstlichen Blutkreislauf und ggf. einen Urin-Kreislauf miteinander verknüpfen kann. So tauschen die Mini-Organe Stoffwechselprodukte, ähnlich wie im Körper, aus. So kann z.B. mit einem Blut-Hirn-Schranken-Chip genau vorhergesagt werden, ob ein Medikament vom Blut ins Gehirn übertreten kann. Chips, die mit Proben aus Personen mit neurologischen Erkrankungen hergestellt wurden, geben Aufschluss darüber, an welcher Stelle der Blut-Hirn-Schranke eine Störung vorliegt.

Ärzte gegen Tierversuche hat eine Datenbank für tierversuchsfreie Forschungsmethoden entwickelt, um die unzähligen tierversuchsfreien Methoden, die heute bereits zur Verfügung stehen, stärker zu fördern und in die Öffentlichkeit zu rücken. In der NAT-Datenbank (Non-Animal Technologies) sind bereits 412 Methoden zum Thema Neurologie, also Hirnforschung, zu finden. Weltweit gibt es noch viele andere tierversuchsfreie Methoden, die sowohl in der Hirnforschung als auch in anderen biomedizinischen Bereichen eingesetzt werden können.

Affenschädel

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Tags: Tierschutz