Warum der Nebelwald so wichtig ist

Ecuadors Nebelwald gilt als eines der wichtigsten Schutzgebiete der Welt und der Nebelwald als eines ihrer empfindlichsten Ökosysteme. In beiden Gebieten leben so viele Pflanzen und Tiere wie sonst kaum auf der Welt: seltene Froscharten, einige der farbenprächtigsten Vögel weltweit, einzigartige Orchideen und zahlreiche vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten wie der Andenbär, der Braunkopfklammeraffe und der Glasfrosch, der sich unsichtbar machen kann. Außerdem Arten, die nur hier heimisch sind. Zusammen mit dem hohen Wasservorkommen ein spektakulärer Biodiversitäts-Hotspot!

Was den Wald bedroht

In der Region Intag ist das Stück Nebelwald neben der Abholzung von einer Kupfermine im Tagebau bedroht. Die Situation hat sich im Juli 2023 noch durch den Präsidialerlass 754 verschärft, der darauf abzielt, Bergbauprojekte zu beschleunigen und dabei die verfassungsmäßigen Rechte auszuhebeln. Demgegenüber steht, dass Ecuador als erstes Land der Welt in seiner Verfassung die Rechte der Natur anerkennt. Das bedeutet, dass natürliche Ökosysteme das Recht haben zu existieren, zu gedeihen und sich weiterzuentwickeln. Außerdem können Einzelpersonen und Gemeinschaften die Rechte im Namen der Natur verteidigen.

Wie Waldschutz funktionieren kann

Carlos Zorrilla leistet seit etlichen Jahren Widerstand gegen die Erschließung von Kupfer im Nebelwald. 1995 hat er zusammen mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern der Intag-Region die Organisation DECOIN (Defensa y Conservación Ecológica de Intag) gegründet. Sie ist die erste Umweltorganisation, die in dieser Region arbeitet. Ihr oberstes Ziel ist es, das verfassungsmäßig verankerte Recht auf Anhörung der Bevölkerung sowie das Recht auf ein Leben in einer nicht kontaminierten Umwelt zu respektieren.

Ecuador steckt seit Jahren in einer wirtschaftlichen Krise, die Kupfervorkommen würden den Haushalt stark entlasten. DECOIN hat mit Hilfe rechtlicher Beratung zusammen mit den Gemeinden eine Strategie entwickelt, in der sie nicht nur für den Umweltschutz, sondern auch für die Förderung eines sozialen Wandels, der dem Schutz der Natur, der Menschenrechte, der Gemeinschaften und der Verteidigung des Territoriums Priorität einräumt.

Umfangreiche Datenerhebungen, etwa zum Artenreichtum und der Wasserqualität, aber auch zur Situation der Menschen vor Ort wurden bereits durchgeführt. Die Bedürfnisse der Gemeinschaften finden starke Berücksichtigung bei der Implementierung von Bildungsworkshops in Schulen und Gemeindegruppen durch die DECOIN-Umweltlehrer oder bei Schaffung alternativer Einkommensmöglichkeiten (statt Abholzung).

Durch konkrete Informationen in den lokalen und sozialen Medien werden die Menschen sensibilisiert und der Schutz der biologischen Vielfalt verdeutlicht. Die Gemeinden werden untereinander vernetzt, um mit einer lauten Stimme zu sprechen.

Unterstützung aus Deutschland

Das Hilfswerk Misereor ist Partner von DECOIN und unterstützt finanziell sowie durch eine Fachkraft für Bergbau die Arbeit der lokalen Organisation.

Im Magazin GEO wurde 2023 ein Beitrag zu dem unermüdlichen Engagement des Projektleiters Carlos Zorilla veröffentlicht, der die Stiftungsgründerin, nachhaltig beeindruckt hat. Sie nahm spontan Kontakt zu ihm auf, mit dem Wunsch sein Herzensprojekt finanziell zu unterstützen und ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist. Carlos Zorilla vermittelte zwischen Frau Martin und dem Bischöflichen Hilfswerk Misereor und ermöglichte so, dass ein spannendes Projekt zustande kam, welches in den letzten Monaten viele Früchte getragen hat.

Die Arbeit zu den Auswirkungen des Bergbaus und der Erhalt der Lebensweise und Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort hat nun schon eine über 25 Jahre lange Geschichte.

Carlos Zorrilla im Nebelwald
Foto: Carlos Zorrilla, Gründer von DECOIN
Tausende Wassertropfen, die auf Blätter hüpfen. Vermeintliche Blätter, die sich beim Näherkommen in hunderte Schmetterlinge verwandeln. Fröhlicher Vogelgesang untermalt von Froschgequake. Feiner Nebel, der die Pflanzen verbindet.
Das ist Ecuadors Nebelwald, einer der artenreichsten Region der Erde.
Doch darunter lauert eine Gefahr: Kupfer im Wert von 100 Milliarden Dollar.
Je mehr Menschen die Natur zu ihrem Verbündeten machen,
desto größer die Hoffnung für die letzten Nebelwälder wie den in der Intag-Region.