Aufbauend auf Joseph Beuys‘ Idee der „Sozialen Plastik“, wurde 2021 die Workshop Reihe „ZukunftsAtelier“, die finanziell von der Stiftung Zukunft jetzt! unterstützt wird, ins Leben gerufen. In Kleingruppen identifizieren die Schüler:innen Bereiche, in denen sie Veränderungs- bzw. Handlungsbedarf sehen und entwickeln dafür eine Idee für eine Soziale Plastik sowie Strategien der Umsetzung dafür. Für ihre Aktion/Projekt entwickeln sie ein Zeichen, wie bei Joseph Beuys Eiche und Stein. Dieses Zeichen wird dann in gestalterisch-künstlerische Form umgesetzt. Form und Material ist den Schüler:innen dabei völlig freigestellt. Ziel der Workshopreihe ist die Schüler:innen aus einer passiven Kunstbetrachtung bzw. allgemein passiv-konsumierenden Haltung herauszuholen und ein Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung zu schaffen. Angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit dominiert oftmals ein Gefühl der Ohnmacht. Im ZukunftsAtelier soll die Möglichkeit aufgezeigt werden selber ins Handeln zu kommen, sei es auch im kleinsten Bereich.
Über die Stiftung
DASMAXIMUM KunstGegenwart ist ein Museum zeitgenössischer Kunst im oberbayerischen Traunreut. Mit Werken von fünf deutschen und vier amerikanischen Künstlern, wie z.B. Andy Warhol oder Georg Baselitz, zeigt das Museum maßgebliche Positionen der internationalen Gegenwartskunst. Das Konzept des Museums richtet sich dabei nach dem Prinzip „Ein Künstler – ein Raum – für immer“. Dauerhafte Kunstsetzung, statt ständig wechselnden Dauerausstellungen. Tageslicht, statt künstlicher Beleuchtung. Ruhe und Konzentration, statt Ablenkung und Konsum. Hier geht es nicht um Wissensvermittlung, sondern um die aktive und individuelle Kunst- und Gegenwartserfahrung. Mit diesem Ansatz schafft es DASMAXIMUM nicht zuletzt bei Kindern und Jugendlichen sowohl Hürden abzubauen und einen unvoreingenommenen Zugang zur Kunst zu schaffen, als auch Raum zu bieten, um sich und seine Gedanken zu öffnen.
Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden.
Vor dem Hintergrund des „Waldsterbens“ erkannte der deutsche Künstler Joseph Beuys bereits Anfang der 1980er Jahre die Notwendigkeit, die Allgemeinheit für ökologische Probleme zu sensibilisieren. 1982 entwickelte er das Kunstprojekt „7000 Eichen“ für die Kunstausstellung documenta7 in Kassel. Über einen Zeitraum von 5 Jahren wurden 7000 Bäume jeweils mit einer Basaltstele als Wächter an der Seite im Stadtgebiet von Kassel gepflanzt.
Allein durchs Bäume-Pflanzen lässt sich allerdings kein Klima retten. Vielmehr besteht die Gefahr eines ökologischen Deckmäntelchens, das radikale Veränderungen gerade verhindert. Dementsprechend ging es Beuys nicht rein um eine ökologische Pflanzaktion. Baum und Basalt waren für ihn lediglich das sichtbare Zeichen für eine gewandelte Gesellschaftsordnung. Ihm ging es um den gesellschaftlichen Prozess, der durch eine Pflanzaktion angestoßen wurde. Beuys nannte diesen Prozess eine „Soziale Plastik“. Jeder Einzelne hat seiner Meinung nach das Potenzial, gestalterisch auf die Gesellschaft einzuwirken und diese zum Positiven zu verändern.
Die Stiftung Zukunft jetzt! finanziert die Teilnahme jeweils einer Schulklasse aus München am ZukunftsAtelier. So wird zum einen das Projekt über die regionalen Grenzen hinausgetragen, zum anderen haben die Münchner Schüler die Möglichkeit eines der beiden Module im Museum DASMAXIMUM in Traunreut zu absolvieren. Für das Projekt ist der Ortswechsel aus der eigenen Umgebung (Schule) heraus, hinein in die Museumsräume essenziell: Immer wieder bestätigt sich, dass gerade der Ortswechsel den nötigen neutralen Raum bietet, Gedanken und Anliegen zu äußern.
Im Projektjahr 2021 nahm eine Schülergruppe des Theresien-Gymnasiums aus München teil. Beim ersten Modul im Museum DASMAXIMUM sprachen sie über Themen, die die einzelnen Schüler bewegten. Am Ende einigten sie sich eine Aktion zum Thema Massentierhaltung zu entwerfen.
Beim zweiten Termin, der in der eigenen Schule stattfand, ging es dann an die Umsetzung: Die Problematik der Massentierhaltung sollte durch Fotos, auf denen die Tiere durch Menschen/Schüler ersetzt werden, aufgezeigt werden. Begriffe wie Enge, Druck, Angst etc. sollten dargestellt werden. Verstärkt wurde dies durch eine „Schweinemaske“, die jeder Schüler aufgesetzt hat. Ein Foto, auf dem 9 Schüler in einem engen Regal kauern und ein weiteres, auf dem zwei Schüler in einem engen Käfig hocken, wurden ausgewählt und als Fotocollage im Format A0 in Plakatgröße gedruckt. Die Fotocollage wurde gemeinsam mit einem Käfig, in dem ein CD-Player den Sound von Schweinequieken abspielt, in der Schulaula ausgestellt und bei der Abschlussveranstaltung des ZukunftsAteliers im k1 in Traunreut präsentiert.
Im Nachgang berichteten sowohl Lehrer:innen, als auch Schüler:innen, dass sie durch das Projekt stark sensibilisiert wurden und seitdem einen viel bewussteren Fleischkonsum pflegen.
Im zweiten Projektjahr 2023 nahm aus München die 7. Klasse der Realschule Freiham am ZukunftsAtelier teil. Die Schüler:innen setzten sich unter dem Thema „Das haben wir uns verdient“ mit einem brennenden Problem auseinander: der fehlenden Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schüler*innen. Sie fühlten sich nicht ausreichend wahrgenommen und gehört, daher entwickelten sie in langen Diskussionen Begriffe wie Mitbestimmung, Meinungsfreiheit, Toleranz, Gleichberechtigung und Respekt, die ihr „Gehalt“ für ein harmonisches Miteinander darstellten. Ihr kreativer Ausdruck fand sich auf T-Shirts wieder, die ihre Botschaft symbolisierten. Zusätzlich planten sie eine eindrucksvolle Skulptur aus Pappe, die noch fertiggestellt wird.
Das Atelier ist zwischen den Menschen.