Die Robert Bosch Stiftung zeigte kürzlich mit der Studie „Meine, deine, unsere?“, wie stark Ärztinnen und Ärzte als vertrauenswürdige Quellen zu Ernährung wahrgenommen werden – nur übertroffen vom persönlichen Umfeld. Doch nur 10 % der Befragten erhalten überhaupt Ernährungsempfehlungen im Rahmen ärztlicher Beratung. Das zeigt: Hier schlummert riesiges Potenzial für eine pflanzenbasierte und gesundheitsfördernde Ernährungswende - auch, weil diese im ureigensten ärztlichen Interesse ist.
Gesundheitsfachkräfte profitieren von einer pflanzebasierten Ernährungswende in Medizin und Gesellschaft
Chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Leiden oder Diabetes machen den Großteil ärztlicher Behandlungen aus – obwohl viele durch gesunde Ernährung vermeidbar wären. Die Integration von Ernährung in die medizinische Praxis bringt große Vorteile für Patienten und entlastet das Gesundheitssystem sowie Gesundheitsfachkräfte: wer Ursachen statt Symptome behandelt, erlebt mehr Wirksamkeit im Beruf und gewinnt Zeit für komplexere Fälle.
Pflanzenbasierte Ernährung reduziert zudem das Risiko weiterer fundamentaler Gesundheitsbedrohungen wie Hitzestress, Extremwetterereignisse und Luftverschmutzung durch die Klimakrise sowie das Risiko zukünftiger zoonotischer Pandemien(2). Gesundheitsfachkräfte können somit aktiv zur Eindämmung zentraler Gesundheitsrisiken beitragen, die ihren Berufsalltag zunehmend prägen.
Gesundheitsfachkräfte sind in einer herausragenden gesellschaftlichen Position um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen
Ärzte genießen ein hohes gesellschaftliches Vertrauen – das bestätigen Studien wie die der Robert Bosch Stiftung, der globale IPSOS Index(3) oder das Forsa-Institutionsranking(4), in dem sie Platz eins belegten. Dieses Vertrauen eröffnet ihnen Zugang zu zentralen gesellschaftlichen Akteuren wie Medien, Politik oder Wirtschaft. Gesundheitsfachkräfte sind daher hervorragend positioniert, um ihre Anliegen sichtbar zu machen – auch im Bereich gesunder und pflanzenbasierter Ernährung. Doch dieses Potenzial bleibt bislang weitgehend ungenutzt. Damit Ärzte ihre Rolle als Schlüsselakteure der Ernährungswende wahrnehmen können, braucht es gezielte Maßnahmen, die aus Vertrauen konkrete Wirkung machen.
Diese Maßnahmen sind die Kernaufgabe der Physicians Association for Nutrition (PAN). Als ärztlich geleitete Gesundheitsorganisation hat PAN zwei zentrale Ziele:
Ein Gesundheitssystem, in dem gesunde Ernährung als zentrales Werkzeug in Prävention und Therapie umgesetzt wird.
Eine Gesellschaft, in der Ernährungsumgebungen genussvoll, gesund und nachhaltig - und damit pflanzenbasiert - gestaltet sind.
Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet PAN in den Bereichen Weiterbildung und Vernetzung, stellt die Verpflegung in Gesundheitseinrichtungen um und verschafft der Stimme aus der Gesundheit Gehör in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. So gestaltete PAN u.a. die Ernährungsstrategie der letzten Bundesregierung mit und arbeitet aktuell daran, Supermärkte als zentrale Ernährungsumgebungen deutlich nachhaltiger und pflanzlicher zu gestalten.
Herzstück der Organisation ist ein wachsendes Netzwerk von Gesundheitsfachkräften, die ihre Patientinnen und Patienten bezüglich einer Ernährungsumstellung optimal unterstützen.
Ein zentrales Projekt ist „Healthy Hospital Food“: PAN unterstützt Krankenhäuser mit Rezepten, Küchentrainings und Workshops auf dem Weg zu pflanzenbasierter Verpflegung nach der Planetary Health Diet. Bei knapp 2.000 Krankenhäusern in Deutschland, über 17 Millionen stationären Patient:innen pro Jahr und über 1,4 Millionen Mitarbeitenden birgt dieses Projekt ein besonderes Potenzial, viele Menschen zu erreichen und darüber hinaus Einfluss auf relevante Lieferketten der Lebensmittelbranche zu nehmen.
Nach erfolgreich verlaufendem Pilotprojekt in großen Krankenhäusern in Süddeutschland und der Schweiz - unter anderem dem Schwarzwald-Baar Klinikum, der Uniklinik Ulm sowie dem Kantonsspital Luzern - arbeiten Stiftung Zukunft jetzt! und PAN nun zusammen, um fortschrittliche Krankenhausverpflegung auch nach München zu bringen.
So bringen sie gemeinsam das große Potenzial der Gesundheitsberufe für die Ernährungswende dorthin, wo es Wirkung entfaltet: in die Praxis.
Niklas Oppenrieder, Arzt, Vorstand Physicians Association for Nutrition Deutschland e.V.
n.oppenrieder@pan-dach.org
www.pan-dach.org
Quellen
(1) „Meine, deine, unsere? - Was uns als Gesellschaft beim Thema Ernährung wichtig ist”, Robert Bosch Stiftung und More in Common, herausgegeben 2025 von Robert Bosch Stiftung, https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/meine-deine-unsere (zuletzt aufgerufen am 09.04.2025)
(2) Loh et al.; Targeting transmission pathways for emerging zoonotic disease surveillance and control. Vector-Borne and Zoonotic Diseases, 15(7), 432-437.
http://online.liebertpub.com/doi/abs/10.1089/vbz.2013.1563
(3) IPSOS Global Trustworthiness Index
https://www.ipsos.com/en-us/ipsos-global-trustworthiness-index-2024?utm_source=chatgpt.com
(4) Forsa Institutionen Ranking für den Stern
https://www.stern.de/politik/deutschland/aerzten-und-polizei---wem-die-deutschen-wirklich-vertrauen-35326454.html