von: Marc Pierschel

Die biomedizinische Forschung steht an einem Wendepunkt. Innovative Technologien wie Multi-Organ-Chips, künstliche Intelligenz, 3D-Bioprinting und computergestützte Modelle bieten das Potenzial, Tierversuche nicht nur zu ersetzen, sondern gleichzeitig präzisere, effizientere und schnellere Ergebnisse für den Menschen zu liefern. Dennoch werden weiterhin Millionen von Tieren in der Forschung eingesetzt. Der Dokumentarfilm FUTURE SCIENCE begleitet führende Wissenschaftler*innen, die an alternativen Forschungsmethoden arbeiten, und beleuchtet kritisch die Frage: Sind Tierversuche im 21. Jahrhundert noch notwendig?

Das Dilemma der Tierversuche

Tierversuche gehören zu den umstrittensten Themen der modernen Wissenschaft. Trotz zahlreicher Studien, die belegen, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen oft nicht auf den Menschen übertragbar sind, hält sich die Überzeugung, dass sie für den medizinischen Fortschritt unverzichtbar seien, hartnäckig.

Ein häufiger Irrglaube ist, dass Tierversuche verlässliche Vorhersagen für den Menschen liefern. Tatsächlich jedoch scheitern etwa 90 % der Medikamente, die in Tierversuchen vielversprechend waren, später in klinischen Studien. Der Grund dafür liegt in den grundlegenden biologischen Unterschieden zwischen Tieren und Menschen, die eine direkte Übertragung der Ergebnisse unmöglich machen.

Weltweit werden jährlich geschätzte 100 bis 200 Millionen Tiere für Forschungszwecke eingesetzt. Neben Mäusen und Ratten, die den größten Anteil ausmachen, gehören auch Kaninchen, Fische, Hunde, Katzen und Affen zu den Versuchstieren. Allein in der Europäischen Union wurden im Jahr 2020 etwa 8,9 Millionen Tiere für wissenschaftliche Experimente genutzt. Insbesondere in der pharmazeutischen und toxikologischen Forschung kommen neben Nagetieren auch Hunde und Primaten zum Einsatz.

Eine Vision für die Zukunft: Forschung ohne Tierleid

FUTURE SCIENCE zeichnet das Bild einer Zukunft, in der Wissenschaft auf ethischen Prinzipien basiert, ohne Tiere leiden zu lassen. Der Film hinterfragt den Status quo und untersucht, welche Auswirkungen das Festhalten an traditionellen Tiermodellen auf den medizinischen Fortschritt und die Entwicklung neuer Therapien hat. Er zeigt gleichzeitig, wie zukunftsweisende, tierversuchsfreie Methoden den Weg zu einer nachhaltigen und ethischen Forschung ebnen könnten.

Forschende im Labor
Versuchsaufbau

Die Rolle bahnbrechender Technologien

Die Dokumentation hebt besonders die Schlüsseltechnologien hervor, die einen Paradigmenwechsel in der biomedizinischen Forschung ermöglichen:

Multi-Organ-Chips

Mikroskopische Systeme, die die Funktion und Interaktion verschiedener Organe simulieren. Sie erlauben es, die Wirkung von Substanzen gleichzeitig auf mehreren Organen zu untersuchen – völlig ohne den Einsatz von Tieren.

Künstliche Intelligenz und computergestützte Modelle

KI analysiert riesige Datenmengen, erkennt Muster und simuliert komplexe biologische Prozesse. Diese Technologien können präzise Vorhersagen treffen und die Notwendigkeit von Tierversuchen drastisch reduzieren.

3D-Bioprinting

Die Fähigkeit, menschliches Gewebe und sogar ganze Organe zu drucken, eröffnet neue Horizonte. Mit realistischen menschlichen Modellen lassen sich Krankheiten besser verstehen und Therapien effizienter entwickeln.

Hürden auf dem Weg zum Durchbruch

Trotz vielversprechender Ansätze stehen diese Technologien vor bedeutenden Herausforderungen. Ein zentrales Problem ist die Akzeptanz in der Forschungsgemeinschaft. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zögern, auf neue Methoden umzusteigen, da diese oft mit einem hohen Lernaufwand und teilweise erheblichen Kosten verbunden sind. Darüber hinaus mangelt es an finanzieller Förderung: Während Tierversuche häufig großzügig durch staatliche und industrielle Mittel unterstützt werden, fehlt es alternativen Methoden noch an ausreichenden finanziellen Ressourcen.

Ein Appell für Wandel und Bewusstsein

Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne und der Unterstützung von Stiftungen wie der Stiftung Zukunft jetzt! konnte die Produktion von FUTURE SCIENCE im November 2024 fortgesetzt werden. Die Fördergelder der Stiftung werden für die Auswertung eingesetzt, denn der Film soll im Herbst 2025 deutschlandweit in die Kinos kommen und braucht dafür eine starke PR-Kampagne, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Das Ziel von FUTURE SCIENCE ist es, eine breite gesellschaftliche Diskussion anzuregen und das Bewusstsein für die Relevanz tierversuchsfreier Forschung zu schärfen. Der 90-minütige Dokumentarfilm richtet sich nicht nur an Wissenschaftler*innen und politische Entscheidungsträger, sondern auch an die breite Öffentlichkeit.

FUTURE SCIENCE möchte zeigen, dass ein Wandel möglich ist – für die Tiere, die Wissenschaft und unsere Gesellschaft.

Banner für den Film

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Kategorien: Allgemein
Tags: Tierschutz, Tierwohl, Tierethik und Tierrechte, Bildung, Wissenschaft und Forschung