Die Betreuung der Praktikant:innen und der Bundesfreiwilligen – meist zwischen 17 und 25 Jahren alt – obliegt mir und es hat mir schon immer sehr viel Freude bereitet. Das Feedback der jungen Menschen, dass sie sich über verantwortungsvolle Aufgaben und das hohe Maß an Selbstständigkeit freuen, hat mich immer in meinem Weg bestärkt, die Arbeitsaufteilung in enger Absprache mit den Freiwilligen zu treffen und ihnen etwas zuzutrauen. Über die Jahre hinweg habe ich ruhige Persönlichkeiten aufblühen und unstrukturiert Arbeitende Zeitmanagement lernen gesehen. Doch: „Führung“ habe ich nie gelernt, ich bin mit der Zeit in die Rolle hineingewachsen. Mit menschlicher Psychologie und Kommunikationsstrategien habe ich mich im Lehramtsstudium beschäftigt, allerdings darüber hinaus keinen professionellen Input erhalten. Unsere Arbeit fußt auf der Unterstützung durch Ehrenamtliche, für die eine wertschätzende Führung unabdingbar ist. Sie möchten sich in der Aufgabe, der sie in ihrer Freizeit nachgehen, wohl- und gebraucht fühlen. Als Geschäftsführerin eines mittelgroßen Tierschutzvereins wollte ich daher meine Führungskompetenzen ausbauen und stärken, um mich auf diesem Weg sicherer zu fühlen.
„Führung bedeutet, andere Menschen auf ihrer Bühne zum Scheinen zu bringen“, sagt einer der Trainer vor uns und ich merke, wie mir ein Licht aufgeht.
Mein Name ist Melanie Demir und seit der Gründung der damaligen Jugendtierschutzorganisation ANIMALS UNITED im Jahr 2005 habe ich als Vorstandsmitglied Personen angeleitet und eingearbeitet. Ehrenamtliche, Praktikant:innen und später als Geschäftsführerin teilweise sogar die (mir überstellten) ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder und Bundesfreiwillige. Als Führung habe ich das nicht immer verstanden. Nach meinen sechs Seminartagen weiß ich: Das alles war und ist Führung.
Ein hohes Maß an Idealismus und große Ziele stehen oft im Gegensatz zu den geringen Ressourcen, die der NGO zur Verfügung stehen.
Viele Projekte basieren auf der Mithilfe von Ehrenamtlichen. Eine Balance zwischen Beziehungsarbeit und Projektarbeit zu finden, kann eine Herausforderung darstellen.
Die Sinnhaftigkeit ist für die meisten Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen in NGOs gegeben, da die Arbeit oft mehr als “nur Arbeit”, sondern auch eine Lebensaufgabe ist. Die Spannungen können entstehen, wenn die NGO gefordert ist, einen größeren Fokus auf Wirtschaftlichkeit zu legen.
Hohe Projektlast und wenig Ressourcen:
– Durch geringe finanzielle und personelle Möglichkeiten, lastet ein großer Druck auf Fundraiser:innen.
– Der Druck und/oder die Verantwortung lastet auf einzelnen Personen. Diese Personenabhängigkeit birgt für den Verein als Ganzes und für die Person selbst Schwierigkeiten.
Gehaltsstruktur und Verantwortung nicht in Einklang: Führungskräfte in NGOs verdienen weniger als in der freien Wirtschaft.
Einfache Lösungen für die Herausforderungen in NGOs können leider nicht präsentiert werden. Jedoch dürfen und müssen wir in NGOs unseren Fördernden und Mitgliedern gegenüber kritische Punkte ansprechen. Je nachdem, wo unsere Stärken und Schwächen der jeweiligen Organisation liegen, können wir diese den Unterstützer:innen gegenüber offenbaren und gemeinsam nach Lösungen suchen. Das Seminar hat mich darin bestärkt, dass ich mehr nach Hilfe fragen werde. Die Lösungen sind für Außenstehende manchmal klarer zu sehen und innerhalb unserer Netzwerke – die wir als Führungskräfte und Fundraiser:innen haben – können wir Impulse austauschen. Auch bezahlte externe Hilfestellungen, egal ob bezüglich Fundraisingstrategie oder Organisationsentwicklung, können eine große Unterstützung und den finanziellen Einsatz wert sein.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich als Vertreterin für die Geschäftsführung von ANIMALS UNITED an dieser strategischen Entwicklung arbeiten darf. Die sechs Tage haben mir Motivation und Mut gegeben, aber auch Selbstvertrauen in meine eigene Führungspersönlichkeit. Über die sechs Tage Auftaktseminar hinaus, geht es für mich und ANIMALS UNITED nun über 12 Monate weiter: Mit monatlichen Mentoringsessions, in denen konkreten Fragestellungen aus dem Verein anhand eines Entwicklungsplans gezielter nachgegangen wird. Ein herzliches Dankeschön an die Stiftung Zukunft jetzt! für diese wertvolle Unterstützung, die ANIMALS UNITED diesen professionellen Input ermöglicht!
„Leadership ist (…) Leute dazu zu befähigen, Dinge zu leisten, von denen sie niemals glaubten, sie erreichen zu können.“
– Peter Drucker –
Melanie Demir ist seit 2005 beim Tierschutzverein ANIMALS UNITED e. V. tätig. Erst als ehrenamtliches Gründungs- und Vorstandsmitglied, seit 2016 als angestellte Geschäftsführerin.